Freitag, 1. März 2013

Lesen mit der lesenden Minderheit "Der stille Herr Genardy" von Petra Hammesfahr

Auf diesem schönen Blog werden immer wieder gemeinsam Bücher gelesen. Nicht ein und dasselbe Buch, nein, jeder der möchte sucht sich ein Buch zu einem vorgegebenen Thema aus und stellt es dann vor. So bekommt man Anregungen und lernt Bücher kennen, die einem sonst nicht über den Weg gelaufen wären!
Da ich im Job untertrieben gesagt mit Büchern zu tun habe und Bücher ehrlich und aufrichtig mag, habe ich mitgemacht.
Aufgabe war: Lese ein Buch, das du geschenkt bekommen hast.


Ich habe "Der stille Herr Genardy" von Petra Hammesfahr (Ausgabe: Wunderlich Taschenbuch bei Rowohlt, 1999) gelesen. Ich habe es gebraucht geschenkt bekommen und es hat mich gefesselt.
Hier sind für euch Klappentext, Kurzbeschreibung und eine kleine Einschätzung der Autorin bzW des Stils.
Wohl bekomm`s!


Anfang der 90er Jahre in einem, Großstadt-Vorort. Zwei Handlungsstränge wechseln sich ab.
Sigrid lebt mit ihrer Tochter in dem Haus, das ihr verstorbener Ehemann für die Familie erbaut hat. Um das Haus halten zu können muss die ruhige, etwas unselbstständig und unsicher erscheinende Mutter wohl das Obergeschoss untervermieten. Mit der alten Dame, die sich einmietet hat sie die Unterstützung die sie so sehr braucht. Aber warum ist sie so schüchtern? Wie verlief die Ehe und was war der Grund des Todes ihres Mannes? In der Beschreibung ihres Alltages werden diese Fragen geklärt.
Auf der anderen Seite steht das Leben des Herr Genardy, eines alleinstehenden Herren, der in einer Wohnung über einem Zoogeschäft lebt. Er ist eine getriebene Persönlichkeit, schwer einzuschätzen, höflich aber scheinbar getrieben von einem verbotenen Verlangen.
Die Leben dieser beiden Hauptfiguren vermischen sich als Ingrids Untermieterin die Wohnung kündigt....

Die Bücher der Autorin sind teils als Roman, teils als Thriller/Psychothriller bezeichnet, haben aber mit den modernen, oft blutigen und unheimlichen raschen Verläufen von Autoren wie Sebastian Fitzek, Max Bentow oder den amerikanischen Thriller Topsellern nichts gemein. Sie sind langsam, dicht und ausführlich, Figuren werden ausgiebigst ausgearbeitet und führen ihre Gräueltaten subtil und hintergründig durch. Das Entsetzen beim Leser wird nicht durch plötzliche Schockmomente erzeugt oder dadurch, dass man lange im Unklaren gehalten wird, sondern vielmehr durch die Menschlichkeit und Präsenz der Täterfiguren!
Hammesfahr schreibt keine besonders dichten, schnellen Plots. Sie besticht durch die Fähigkeit eine Atmosphäre zu kreieren, die das dörfliche Land- und Vorstadtleben vergangener Jahrzehnte so real werden lässt, dass es bedrückend erscheint. Durch diese leise, detailgetreue Wiedergabe der Lebensumstände der Figuren und der Handlung hat Hammesfahr mit Sicherheit eine Erzählweise, die nicht allen Lesern zusagt. Auch Rezensionen bei Internetbuchportalen zeigen, dass man ihre Romane wohl nur lieben oder hassen kann! Für mich sind 3 der 5 bereits gelesenen definitiv in die Liste meiner Top 50 Bücher eingegangen!

Ich hoffe ihr könnt euch nun etwas mehr unter dem Buch vorstellen, Anregungen und Verbesserungsvorschläge könnt ihr gerne als Kommentar hier lassen! Alles Liebe!


6 Kommentare:

  1. Hallo Sonnenspross,

    ich habe dieses Buch auch vor einiger Zeit gelesen und ich fand darin ganz besonders klasse gemacht, dass sie ein wirklich schwieriges Thema aufgreift und es ohne jegliche Aufmerksamkeitshascherei verarbeitet. Leider gibt es solche Bücher und ich finde es dem Thema unangemessen. Ich habe deine Rezension sehr erfreut gelesen, sie beschreibt die Bücher von Petra Hammesfahr (ich mag sie ausnehmend gerne)absolut treffend. Ich würde dir nur in einem Detail widersprechen: Macht es die Spannung von vielen ihrer Bücher nicht gerade aus, dass man lange im Unklaren gelassen wird??? Dass z.B. die Persepektive gewechselt wird oder der Erzähler/die Erzählerin immer nur Andeutungen macht und man unbedingt wissen möchte wie es weitergeht??

    Liebe Grüße zu dir :-)

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  2. Toll, das ging aber schnell mit der Antwort! Du hast Recht, ich meine das - glaube ich - etwas anders. Weil andere Thriller Spannung eher aufbauen, weil herausgefunden werden muss, wer der Täter ist, und bis auf den letzten Seiten bleibt genau diese Frage unbeantwortet. Hammesfahr lässt besonders in diesem Buch hier früh Vermutungen aufkommen, es geht ihr nicht um aufreißerische Cliffhanger, bei denen ein völlig Unbekannter Täter zum Beispiel wie folgt beschrieben wird: "...Er stand hinter der Tür und lauschte auf ihre herannahenden Schritte. Er erhob die Hand mit der Pistole..." Bei ihr ist es weniger plakativ, wenig schwarz-weiß und völliges im-Dunkel-tappen. Sondern wie du sagst Andeutungen. Dadurch baut sie eine durchgehende Spannung, nicht aber eine plötzliche erschreckende Spannung auf. Schwierig in Worte zu fassen. Verstehst du was ich meine? Und liebe Grüße zurück!

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  3. Ahhhh jaaaaaaa, das war dann irgendwie ein Missverständnis, ich weiß ganz genau, was du meinst...Das gefällt mir auch oft an ihren Büchern, das "wenig schwarz-weiß", da gibts selten nur GUTE und nur BÖSE, ich glaub das macht einen großen Teil dessen aus, wodurch die Bücher so realitätsnah werden. Die "üblichen" blutigen Thriller mit abgefahrenen Serientätern sind nicht so wahrscheinlich, wie der "unheimliche" Nachbar...

    Freut mich, so schön habe ich schon lange nimmer über ein gelesenes Buch diskutiert. Freue mich noch weitere Rezensionen von dir zu lesen. Du findest auch bei mir schon einige und im Laufe des Wochenendes wird es noch eine mehr werden, übrigens auch ein Krimi :-)

    Einen schönen Abend für dich...

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  4. Hallo, ich hübsche mal schnell vorbei. Einen tollen Blog hast Du, da muss ich am Wochenende mal genauer stöbern, wenn ich genug Zeit habe. Von Petra Hammesfahr habe ich auch schon einige Bücher gelesen. Als Hörbuch kenne ich "Der stille Herr Grenardy". Das ist aber schon ein Weilchen her, daher war es gerade gut, eine Auffrischung zu lesen, damit man wieder rein kommt. Ich bin gespannt auf weitere Buchvorstellungen von Dir und werde Dir bestimmt oft einen Besuch abstatten. Ich freue mich auch schon auf das Kartenprojekt und finde es toll,neue Leute kennen zu lernen.
    Grüße
    B:-) ettina

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  5. Statt hübschen huschen- oh es ist schon spät:-)

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  6. Hallo!
    Ich hab dich gefunden!
    Ich freue mich, daß wir zusammen in einer Frühlingspostgruppe sind.
    Jetzt also getüftelt und gebastelt - eine kleine Idee hab ich schon!
    Liebe Grüße
    Cynthia
    http://schmuckburg.blogspot.de/2013/03/fruhlingsanfang-fruhlingspost.html

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