Ich bin einer dieser schwarz-weißen Menschen. Nicht in Sachen Kleidung, sondern in Sachen Einstellung. Und ich bin nicht stolz darauf! Nicht, dass ich zu allem eine Meinung hätte, im Gegenteil. Ich scheue mich gar nicht verlauten zu lassen, dass ich von einem Thema leider viel zu wenig Ahnung habe um in guter alter Stammtischmanier mitzudiskutieren. Oder auch mal anzumerken, dass es wahrscheinlich keine einfache Lösung a la "also ich würde da ja einfach mal..." zu geben scheint, wenn ein Thema komplex ist und tausende kluge Köpfe scheinbar noch keine Lösung gefunden haben. Aber innerlich bin ich eben schwarz weiß. Wenn ich einmal eine Meinung habe, dann ist die oftmals bombenfest und ich liebe etwas oder jemanden oder er/es hat gründlich verkackt (sorry). Prinzipienreiten führt aber leider auch zu extremem Unmut beim eigenen Scheitern. Auf der anderen Seite bedeutet die Zweifarbigkeit unermüdlichen Einsatz für eine Sache, sobald sie denn für gut befunden wurde.
Worauf ich hinaus will? Ich finde Umweltschutz toll. Und ich mache zu wenig dafür. Klar, wie die meisten. Ich stehe aber zum Beispiel auf Altes und Selbstgemachtes weil es nachhaltiger ist, weil es freundlicher ist für die Umwelt. Weil während des Suchens und Trödelns oder während des Machens unsere Gedanken darum kreisen und wir viel bewusster den Wert und die Notwendigkeit überdenken und wahrnehmen. Und weil wir es anschließend so viel lieber haben als irgendetwas, dass wir viel zu billig oder auch viel zu teuer und schlecht gemacht im Vorbeigehen erstehen oder uns von Werbung aufdrängen lassen.
So. Die Crux an der Sache? Wenn ich über Umweltschutz nachzudenken versuche und über Waschnüsse, regionale Metzgereien und saisonale Ernährung sinniere dann sehe ich den Sinn vieler Verzichte und Umstellungen ein, möchte gerne alles auf einmal verändern und scheitere natürlich noch am ersten Tag. Eben top oder flop, weiß oder schwarz. Und nun, tataaa:
Nun fiel mir also das Buch von Vanessa Farquharson in die Hände, die ein Jahr lang Tagebuch führt über die kleinen und großen Lebensumstellungen hin zu mehr Umweltfreundlichkeit. Mit viel Witz, ohne erhobenen Zeigefinger und mit Mut zum Scheitern. Gar nicht schwarz und weiß sondern sehr bunt, mit aufs und abs und wahnsinnig unterhaltsam. Es finden sich nachahmenswerte und zu vernachlässigende Tipps, amüsante Alltagsbeschreibungen und natürlich Passagen, die für uns eher "kulturwissenschaftliche Beobachtungen" sind. Wir Mitteleuropäer, die wir natürlich weniger Hirnschmalz darauf verwenden müssen, über energiesparende Wohnungs-Klima-Anlagen zu grübeln oder denen die Mülltrennung so leicht gemacht wird. Trotz dieser Unterschiede zu unserer Lebensrealität oder gerade deswegen liest sich das Buch ganz wunderbar! Es ist sehr erfrischend sein eigenes Verhalten zu überdenken, in Kontext zu setzen mit unserem kulturellen Umfeld und unserem Aufwachsen. Und weniger streng zu sein, sondern sich vielmehr zu loben für den Beginn der Veränderungen, für das Nachdenken, kleine Schritte... Und dann auch einmal lachen zu können wenn etwas in die Hose geht, schwer fällt, oder wenn Vanessas Katze Sophie auf den Teppich kotzt und die Arme sich leider nicht überwinden kann die Schweinerei anders zu beseitigen als mit umweltfeindlicher Küchenrolle.
Also, falls ihr nach Lektüre sucht.....
(Vanessa Farquharson, Nackt schlafen ist bio. Bastei Lübbe, 2011.)